Portoferraio
Portoferraio ist ein lebhaftes Städtchen, das aus zwei Teilen besteht: gegenüber dem neuen Hafen und seinen Hochhäusern gruppiert sich der moderne Abschnitt mit Geschäften und die Explanade Calata Italia flankierenden Hotels, im alten Bereich liegt der historische Kern, der sich innerhalb einer eindrucksvollen Teil der ummauerten Altstadt liegen der Wehrturm Torre della Linguella und das Forte Stella und im Norden die aus einem System von Verteidigungsbollwerken, Höfen und Felsgängen bestehende Festung Falcone, die von einer Ringmauer mit zwei Toren umgeben ist, durch die man Zugang zum Meer in Richtung Hafen hat oder durch das Bollwerk Cornaccia die Altstadt erreichen kann.
Im Zentrum gehen alle Straßen auf die belebte Piazza Cavour und die elegante Piazza Repubblica zu, von der zwei eindrucksvolle Freitreppen in den höher gelegenen teil der Stadt führen.
Portoferraio (11.000 Einwohner) liegt an der Nordküste auf einem Vorgebirge, das in seiner Bucht die gleichnamige Reede im Norden einschließt. Die Hauptstadt der Insel verfügt über das wichtigste Hafenzentrum, das den größten Touristen- und Handelsverkehr abwickelt. Der Hafen, mit Verbindungen zu Piombino, Livorno und den anderen Inseln des Achripels, besteht aus einem Vorhafen mit einer Fläche von 390.00 m² dem alten Hafen Darsena (45.000 m²), in dem Yachten aus ganz Europa ankern und dem neuen Hafen, wo Fähren und Frachtschiffe anlegen. Die Stadt ist ältesten Ursprungs. Aus frühesten ligurischen und etruskischen Ansiedlungen entstanden, wurde sie zu einer römischen Kolonie mit dem Namen Fabricia, im Mittelalter wurde sie Ferraia genannt, aber erst im 16. Jahrhundert erhielt sie unter der Herrschaft der Medici das heutige Stadtbild. Im Jahre 1548 wurde sie von Cosimo de' Medici erworben, der den Architekten Giovanni Battista Bellucci beauftragte, sie in eine militärische Festung zu verwandeln, um gegen die häufigen Barbareneinfälle geschützt zu sein. Zu Ehren des Grafen sollte die Stadt Cosmopoli genannt werden, erhielt aber dann den weniger wohlklingenden Namen Portoferraio. Eine Besichtigung der größtenteils durch Pfade verbundenen mediceischen Befestigungen ist zweifelsohne sehr lohnend. Wenn man von der Porta a Terra der Via Scoscesa folgt, die an den Fronte d'Atacco genannten Bastionen entlangläuft, erreicht man die kleine Piazzetta delgi Altesi, die dem Eingang des Forte del Falcone (Falken Fort) gegenüberliegt. Von dort erreicht man über die steile Via del Falcone die Bastione die Mulini, wo sich einmal vier Windmühlen befanden, die abgerissen wurden, um Platz für die nachpoleonische Residenz zu schaffen. Das nach seinem Grundriss benannte Forte Stella (Sternen Fort) diente während der kurzen Regierungszeit des Herrschers als Quartier für seine Garnision. Auf Geheiß des Großherzogs Leopold wurde 1788 die Cellini – Büste von Cosimo I. - die jetzt in Museo del Bargello von Florenz steht – vom Tor des Forts entfernt und zum Ausgleich ließ er einen Leuchtturm im Forte Stella einrichten, der noch heute in Betrieb ist. Etwas unterhalb des Eingangs zum Fort befindet sich eine steile Treppe, die zum oktogonalen Torre della Linguella führt, dessen 1548 begonnener Bau im Jahre 1683 abgeschlossen wurde und der im Osten den Abschluss des alten Hafen bildet. Der Turm wurde auch als Strafanstalt genutzt, in der unter anderem der Anarchist G.Passanante einsaß, der 1878 die Reihe von Attentaten auf König Umberto I eröffnete.
Auf der am Hafen gegenüberliegenden Seite befindet sich der Torre del Gallo, ein hässlicher, quadratischer und nicht mehr als sechs Meter hoher Bau, der im18. Jahrhundert errichtet wurde. Zu den interessantesten Denkmälern von Portoferraio zählen die Chiesa del SS. Sacramento (1551), in der Himmelfahrt Mariens von Giovanni Camillo Sagrestani befindet und die Chiesa della Misericorda (1677), in der die Reliquien des hl. Cristino, dem Schutzheiligen der Stadt aufbewahrt werden; sie enthält eine aus dem 18. Jh. stammende Orgel, eine kleine Tino di Camaino zugeschriebene Skulptur der Maria mit Kind (14. Jh.) und eine Altartafel aus dem 18. Jahrhundert.
Der Kirche, in der jedes Jahr am 5. Mai eine Gedenkmesse für Napoleon zelebriert wird, schließt sich das Napoleon – Museum an, in dem der Bronzeabdruck seiner Totenmaske zu sehen ist, die von Dr. Antonmarchi auf Sant'Elena gefunden wurde; eine Replik seines Kaisersarges im Invalidendom; ein Bronzeabguss seiner Hand, deren Gipsabdruck sich im Musée de l'Armée von Paris befindet; ein aus dem Schlafzimmer Napoleons stammendes Gemälde einer Jungfrau; ein Abendkleid, das anlässlich eines Festes am Hof von einer Adeligen getragen wurde; zahlreiche Heiligenbilder aus dem 17. und 18. Jh. und die Flagge Elbas, die der Kaiser auf dem Weg zu seinem kleines Reich selbst entworfen hat. Sie ist weiß mit einem roten Querbalken, auf dem drei goldene Bienen sitzen und soll an das Wappen der Medidi erinnern, das eine roten Balken auf silbernem Untergrund zeigt. Über den kurzen Aufenthalt Napoleons gibt es noch unzählige spuren, die oftmals auch volkstümlichen Legenden (ein Kaiserstuhl genannter Felsen nahe Madonna del Monte oder die Paolina – Klippe an der Küste von Marciana) entstammen, aber das Andenken an den Kaiser ist vor allem mit der Palazzina die Mulini verbunden, die sich im hochgelegenen Teil von Portoferraio zwischen den Festungen Stella und Falcone befindet. In dem Gebäude, das aus der Zusammenlegung einiger kleiner Häuser entstand, die früher Windmühlen waren, lebte Napoleon mit seinen getreuen Höflingen und für kurze Zeit auch mit seiner Mutter Letizia und seiner Schwester Paolina.
Am 3. Mai 1814 ging Napoleon in Portoferraio an Land, nachdem er den Vertrag von Fontainebleau unterzeichnet hatte und Elba ihm zeitlebens als Residenz zugesichert wurde. Für die Instandhaltung seiner Winter- und Sommerresidenz ließ er Architekten, Maler und Schreiner aus Frankreich kommen.
Das Erdgeschoss der Palazzina die Mulini besteht aus einem Vorzimmer, das zu einer mit Kopien von Empiremöbeln (die Originale sind verlorengegangen) eingerichteten Galerie führt, wo sich die Skizze des bekannten Gemäldes Napoleon auf dem St. Bernhard von Jaques-louis Dacid befindet. Der nächste Raum ist das schlichte Arbeitszimmer, dann das Empfangszimmer mit zwei Gemälden von Raffaele Morghen und Möbeln mit Vergoldungen im Stil jener Zeit; dem folgt der Offiziersaal und das Dienerzimmer mit Napoleon-Karikaturen von italienischen, französischen und deutschen Zeichnern; im Anschließenden Ankleideraum befindet sich die napoleonische Fahne Elbas, dann kommt man in das Vorzimmer und Schlafzimmer, dem sich eine Bibliothek anschließt, in der über Tausend aus Fontainbleau stammende Buchbände und die wertvolle, fast vollständige Sammlung des „Moniteur Universel“ von 1790 bis 1813 aufbewahrt werden.
Im ersten Stock befindet sich die Wohnung von Paolina Borghese. Auf der linken Seite der Villa ist ein kleiner Raum, der als Theater für die Aufführung der „Familienstücke“ benutzt wurde, in denen Paolina zusammen mit den Gesellschaftsdamen und Offizieren auftrat.
Hinter der Villa befindet sich ein Gärtchen im italienischen Stil mit Blick auf Scoglietto und die toskanische Küste von Populonia. In die Besichtigungstour von Potoferriaio sollte auch das Rathaus eingeschlossen werden, wo sich die Biblioteca Foresiana befindet, in der die umfangreiche Sammlung des Historikers Mario Foresi aufbewahrt wird, die er der Stadt zum Geschenk machte. Der Innenhof des Rathauses beschwört die antiken Zeiten des römischen Reiches mit der in der Mitte aufgestellten Kopie eines bei Srccheto aufgefundenen Opferaltars, der Herkules gewidmet ist und den Namen eines gewissen Acilius Attianus, Präfekt der Prätorianer zur Zeit Kaisers Hadrian trägt und wahrscheinlich Besitzer der Villa delle Grotte war. Weitere, vor allem marine Funde aus der Römerzeit zeigt das Archäologische Museum, das neben dem Linguella-Turm eingerichtet wurde.